Ein Tag für mich – Atempause für Frauen

Wanderstöcke lehnen am Stein
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Eine Auszeit für Frauen findet eigentlich am sinnvollsten in einem Wellnesshotel statt. Eintauchen in eine andere Welt, sich verwöhnen lassen und Impulse für Leib und Seele aufnehmen, um im Alltag wieder gestärkt agieren zu können. Dieses Wagnis „Atempause für Frauen“ gingen Jugenddiakonin Tanja Strauß und Ingeborg Raab, Leiterin der Gruppe „Frauenwanderungen“, ein. Statt einem Wellnesshotel ging es nach Veitsweiler in das lichtdurchflutete Dekanatsjugendhaus.

Am Samstag 22.3.2025 wurden 20 Personen, ältere und jüngere Frauen, die aus unterschiedlichen Gegenden angereist waren, herzlich mit einem Brezelfrühstück begrüßt.

Singen, Bewegen, geistliche Impulse, Gespräche, sich stärken lassen an einer Geschichte aus dem Alten Testament. Das Buch Rut erzählt von starken Frauen, die sich vermutlich vor über 3000 Jahren ereignet haben soll. Damit wurde das Thema des Frauensonntags aufgegriffen: „Rut und Noomi – zwei Frauen“. Ein Meisterwerk hebräischer Erzählungen, eine Familiengeschichte, eine Liebesgeschichte, eine Fremdengeschichte, eine Geschichte über Frauensolidarität und über Freundinnen. Eine Geschichte über Aufbruch und Hoffnung.

„Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.“ Diese Worte aus dem Buch Rut werden oft bei Trauungen verwendet. Aber es sind Worte einer Schwiegertochter zu ihrer Schwiegermutter.

Der Erzähler dieser Geschichte gibt bereits bei der Namensgebung einen Hinweis auf die Eigenschaften der Personen. Noomi (Die Liebliche) verlässt mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen ihre Heimat Bethlehem. Eine Hungersnot zwingt die Familie zur Auswanderung nach Moab, jenseits des Jordans. Die Söhne integrieren sich und heiraten moabitische Frauen: Orpa (Die Zurückbleibende) und Rut (Die Freundin). Dann stirbt Noomis Ehemann und später sterben beide Söhne. Zurück bleiben drei unversorgte Witwen, arm und rechtlos. Noomi beschließt wieder in ihre alte Heimat Bethlehem zurückzukehren. In ihrer Trauer befiehlt sie ihren Schweigertöchtern, zu ihren eigenen Familien in Moab zurückzugehen. Was sollen sie in der Fremde in Bethlehem? Orpa kehrt zurück, Rut bleibt bei ihr. Zwischen den Frauen entsteht eine große Solidarität, eine neue Hoffnung entsteht. In Bethlehem treffen sie Boas (Der Kraftvolle), einen entfernten Verwandten, der sich um sie kümmert. Noomi fasst einen Plan: Rut soll diesen Mann heiraten. Die Geschichte wird spannend erzählt, wie Rut sich diesem Mann nähert und er sie liebgewinnt. Ein weiterer Verwandter, der ein Anrecht auf die Versorgung der Frauen hat, zeigt kein Interesse. Am Ende der Geschichte ist die Hochzeit. Die Dorfgemeinschaft erkennt die Liebeswürdigkeit von Rut. „Diese Schweigertochter, die dich geliebt hat“, so sagen sie zu Noomi, „ist mehr wert als sieben Söhne“. Rut nimmt den Gott Israels an. Der Sohn von Rut und Boas ist ein Vorfahre von König David und damit im Stammbuch von Jesu verzeichnet.

Die beiden Frauen lassen sich durch Krisen und Schicksalsschläge nicht entmutigen, sie können sich aufeinander verlassen. Als Ausländerin in einem fremden Land ohne Rechte kann Rut sich niederlassen und ist angesehen.

Die Geschichte dieser Frauen wurden in verschiedenen Abschnitten mit allen Sinnen dargeboten. Übungen zur Stärkung des Körpers oder der Spaziergang zu den Gerichtslinden in Veitsweiler sind ganzheitliche Gestaltungsmöglichkeiten, die Bibel auf andere Weise zu erleben.

Das Mittagessen im Gasthaus sowie ein Nachmittagskaffee mit selbstgebackenem Kuchen waren eine Stärkung für den Leib. In der Dorfkirche wurde eine Andacht zu Rut und Noomi gefeiert. Ein Anspiel über die Ankunft der Ausländerin Rut in Bethlehem ersetzte die Lesung.

„Ein Tag für mich – eine Atempause für Frauen“ an einem Frühlingstag im kleinen Ort Veitsweiler ist gelungen. Die Teilnehmerinnen sind gestärkt und fröhlich wieder in ihren Alltag zurückgegangen.

Ingeborg Raab